Warum
eigentlich Taiwan?, fragten mich viele. Tja, eigentlich wusste ich auch nichts weiter über
Taiwan. Aber ich wollte auf die Philippinen und immer wenn ich auf die Karte
schaute, sah ich diese Insel, die von den Philippinen nicht weit weg war. Ich
kannte niemanden, der bereits dort war und so war ich einfach neugierig und
interessiert in ein Land zu reisen, über das ich noch nichts so richtig gehört
habe. Dass ich dann wirklich nach Taiwan fliegen will, hatte ich mir eigentlich
schon recht zeitig überlegt, da ich den Flug dann aber doch so kurzfristig gebucht
habe, bin ich recht unvorbereitet eingereist. Aber immerhin wusste ich, dass
ich kein Visum brauche. :) Am Flughafen auf Borneo war ich schon total vorfreudig
wieder ein neues Land zu sehen. Und ich hatte seit langem mal wieder einen
Fensterplatz ergattert. Beim Flug über Taiwan war ich von der unendlich weiten
Berglandschaft total begeistert. Nach dem Mount Kinabalu wollte ich mir
eigentlich etwas Ruhe gönnen, aber ich glaube, das Wandern in Taiwan kann man
sich nicht entgehen lassen. Taiwan ist eine Wander- und Fahrradnation. Das ist
die perfekte Kombination. Taiwan gefiel mir schon, bevor ich überhaupt
angekommen war. Als ich dann ankam, stellte ich fest, dass das Wetter hier gar
nicht mal so gut war. Aber war eigentlich klar, es ist Winter und Taiwan liegt im
Vergleich zu den anderen Ländern, in denen ich bisher war sehr weit nördlich. Und
in die Stadt Taipeh habe ich mich auch direkt verliebt. Ich kann gar nicht so
genau sagen, was mir so sehr daran gefallen hat, aber ich fühlte mich dort
einfach wohl, vielleicht auch weil es mal wieder Rechtsverkehr war und ganz
viele deutsche Autos unterwegs waren, vor allem BMW und Mercedes. Die Stadt war
unglaublich modern, hat tolle Parks, viele Fahrradwege, eine tolle Skyline, ist
sauber, entwickelt und umgeben von einer endlosen Berglandschaft. Die Hostels
sind hier 2-4 mal teurer als in den bisherigen Südostasiatischen Ländern, aber
dafür hochmodern. In Taiwan gab es sehr leckeres Essen und es gab auch endlich
mal etwas anderes als immer nur schwarzen Tee von Lipton. Ganz besonders gern
trinken die Taiwanesen den Bubble Tea. Ich bin mir immer noch nicht ganz
sicher, was ich davon halten soll, aber ich hab ihn eigentlich auch ganz gern
getrunken. Die Leute hier haben einen sehr guten Klamottengeschmack, für
Shopping hatte ich aber weder Geld eingeplant, noch hatte ich genug Platz im
Rucksack. Obwohl die Taiwanesen im
Grunde Chinesen sind, mit denen ich ja eher so meine Probleme habe 😊, kam ich mit den Taiwanesen
hervorragend zurecht. In Taiwan wird man auch kaum angesprochen oder angestarrt
von Einheimischen wie ich das bisher oft erlebt habe, obwohl es hier in Taiwan
wirklich nur sehr wenig westliche Touristen gibt, es gibt vor allem chinesische
Touristen, die mich meistens schon wieder unglaublich genervt haben 😊. Das Land hat eine
hervorragende Infrastruktur und generell wirkt auch alles sehr strukturiert und
gut durchdacht. Das gefällt mir 😊. Es ist auch möglich, die
gesamte Insel in 2 Wochen mit dem Fahrrad abzufahren. Das schaffe ich jetzt
zwar nicht, aber das möchte ich unbedingt irgendwann machen. Ich konnte
generell auch leider gar nicht so aktiv sein, wie ich wollte, da ich von der
Mount Kinabalu Tour doch noch eine Erkältung mitgeschleppt hatte. Um im Bett zu
liegen, war mir die Zeit aber zu schade, ich hatte ja auch nur 8 Tage in Taiwan
und so schlecht ging es mir auch nicht. Ich nahm am zweiten Tag an 3 verschiedenen
Free Walking Tours statt. 10, 15 und 19 Uhr. Das war sportlich, aber ich wollte
das gerne alles an einem Tag schaffen. Die Touren waren sehr interessant und
wir haben viel in Taipeh gesehen und viele Infos über Taiwan bekommen. Es waren
auch einige Leute dabei, die in Taipeh wohnen und so war das eine hervorragende
Möglichkeit mit den Einheimischen ins Gespräch zu kommen. Am nächsten Tag fuhr
ich in einen Nationalpark um über den höchsten Berg Taipehs zu wandern (1100m).
Das war mit der Erkältung evtl. auch nicht besonders klug, aber ich hatte Lust
auf wandern :D. Auf dem Weg nach oben war es noch sehr bewölkt, aber es klarte später
etwas auf und man hatte eine richtig gute Sicht auf die Stadt und die
umliegenden Berge. Abends bin ich noch auf den Elephant Mountain gestiegen. Ein
Hügel am Ostrand der Stand, von dem man eine unschlagbar grandiose Sicht über
die Skyline hat. Ich bin für den Sonnenuntergang dahingegangen, der aufgrund
der Wolken gar nicht so gut war, dafür war die Nacht Skyline der Hammer.
Am
nächsten Tag bin ich mit dem Zug nach Hualien gefahren, eine Stadt, die an der
Ostküste etwa in der Mitte der Insel liegt. Hier wollte ich vor allem den
Taroko Nationalpark besuchen. Durch den Nationalpark zieht sich eine
gigantische faszinierende Schlucht und es gibt verschiedene Trails, die man
entlangwandern kann. Ich lernte eine Mädel kennen mit der ich 2 Tage hier und
dann noch 1 Tag im Ort Dahlan Forest unterwegs war. Dieser Ort liegt ebenfalls
an der Ostküste noch etwas südlicher von Hualien. Hier liehen wir uns Fahrräder
aus und fuhren verschiedene Punkte der Küste ab. Das Wetter war nicht ganz auf
unserer Seite, aber es machte dennoch viel Spaß und die Küste war auch ohne
Sonnenschein sehr sehenswert. Das Wetter hatte zumindest im Moment die
Eigenschaft vormittags sonnig und ruhig zu sein und ab nachmittags eher
bewölkt, stürmisch und regnerisch. Also entschied ich nicht noch eine Nacht zu
bleiben um Freitag früh zurück nach Taipeh zu fahren, sondern Donnerstag
Nachmittag schon zurückzufahren. Und ich wollte mal etwas Neues ausprobieren.
Alle, die mir vorher auf meiner Reise etwas über Taiwan erzählen konnten,
sagten, dass man in Taiwan super trampen konnte. Ich lernte einige kennen, die
durch komplette Länder, wie Malaysia oder Indien getrampt sind, und so wollte
ich das einfach mal ausprobieren. Am Donnerstag schaute ich mir morgens den
Sonnenaufgang an der Küste an, besuchte den schwarzen Strand, der hier vor
allem zum Surfen geeignet ist und packte danach zusammen. Um die Chancen auf
ein Auto zu erhöhen, schrieb ich auf mein Schild nicht Taipeh, sondern Hualien,
damit ich zumindest erstmal ein Stück Richtung Norden komme. Als ich da so an
der Straße stand, war ich schon ziemlich aufgeregt, ob das alles überhaupt
funktioniert. Es dauerte ein paar Minuten bis ein Auto anhielt, der kam
allerdings aus der falschen Richtung und drehte extra um anzuhalten, konnte
kein Wort Englisch und sah alles andere als vertrauenserweckend aus. Bei dem
stieg ich definitiv nicht ein. Ein paar Minuten später hielt ein Pärchen an.
Sie wollten nach Hualien, aber mit Stopp in irgendeinem Ort zum Angeln für 2h.
Das wäre sicher auch interessant gewesen, aber ich wollte doch lieber so früh
wie möglich in Hualien ankommen. Wieder ein paar Minuten später hielt dann eine
Frau an, die ein schickes Auto hatte und super englisch konnte. Sie fuhr zwar
nur in Richtung Hualien, aber zumindest 40km konnte sie mich mitnehmen. Das
lief doch schon mal hervorragend, außerdem schätze sie mich auf 20 :D. Sie
setzte mich an einer Straße ab, auf der es auch nur in Richtung Hualien ging.
Es dauerte auch wieder nur ein paar Minuten bis wieder jemand anhielt, der mich
mitnehmen konnte. Das war zwar auch wieder nur für 40km, aber er setzte mich
dann an einem Supermarkt ab, wo viele Leute, die nach Hualien fahren, anhalten
um Pause zu machen. Ich ging auf einen Mann am Straßenrand zu, der etwas wie
ein Mönch aussah und zeigte ihm mein Schild. Er überlegte kurz und sagte dann:
„Hualien? No, but Okay?“. Hmmm, fährt er jetzt dahin oder würde er das nur
meinetwegen machen. Vor ihm stand ein Auto mit viel Gepäck, in das gerade ein
Paar einstieg und ich sagte zu dem Mann, dass die so aussehen als fuhren sie
nach Hualien. Der Mann sprach auf chinesisch dann das Pärchen an und erklärte
ihnen, dass ich nach Hualien will und ob sie mich mitnehmen könnten und schon
saß ich bei den beiden im Auto. Das war eine sehr lustige Fahrt. Die konnten
kein Wort englisch und so haben wir über die Google Translater App
kommuniziert: Ich habe von Deutsch ins Chinesische übersetzt und die beiden von
Chinesisch ins Englische. Die Übersetzung war natürlich nicht immer richtig, sodass
die Sätze nicht immer Sinn ergaben, aber wir konnten uns dennoch halbwegs
verständigen und es stellte sich heraus, dass die beiden heute sogar noch nach
Taipeh fahren. Das war klasse. Da musste ich nicht nochmal nach anderen Autos
suchen. Die Fahrt dauerte allerdings auch etwas länger. Zuerst hielten wir
immer mal an um Fotos zu machen, später in Hualien ist die Frau erstmal knappe
2 Stunden beten gegangen in 2 verschiedenen Tempeln, danach hat sie mich mit
gesegneten Süßigkeiten überhäuft 😊, dann waren wir noch Abendessen,
wo die beiden mich auch eingeladen haben und danach hat die Frau dann noch
Lotto gespielt 😊. Und insgesamt waren sie
vorsichtige Fahrer, sodass wir nicht besonders schnell gefahren sind. Aber ich
durfte es mir im Auto gemütlich machen und konnte hinten sogar schlafen, aber
erst nachdem mir noch Weintrauben und Knabberzeug gegeben wurde 😊. Ich hatte auch noch leicht erkältet
und musste nach dem scharfen Abendessen dann immer mal Husten, da haben sie mir
gleich noch chinesische Hustenbonbons gegeben. Die waren echt auf alles vorbereitet.
Gegen 23 Uhr sind wir in Taipeh an meinem Hostel angekommen (sie haben aus
Sicherheitsgründen darauf bestanden, mich direkt dorthin zu bringen und nicht an
einer Haltestelle abzusetzen). Die beiden wollte nicht mal Geld fürs Essen haben,
sondern haben mich nur mit noch mehr Snacks überhäuft und gesagt, ich soll sie
einfach beim nächsten Mal in ihrem Teeshop besuchen. Das war also insgesamt ein
sehr erfolgreiches Tramp-Erlebnis.
Den letzten Tag verbrachte ich dann einfach
nur gemütlich im Park und besuchte zum Sonnenuntergang noch Taiwans höchsten
Turm, den Taipeh 101. Mit 508m war er von 2004 bis 2007 das höchste Gebäude der
Welt. Heute ist er nur noch das 10. höchste Gebäude. Mit 36 km/h hatte der Turm
bis 2013 die schnellsten Aufzüge der Welt, heute aber nur noch die
zweitschnellsten. Dafür gibt es in dem Turm aber den größten Schwingungstilger
(mit 5,5m Durchmesser und 660t), der für die Dämpfung von Gebäudeschwingungen,
etwa bei Erdbeben oder Taifunen, sorgt.
Insgesamt waren 8 Tage viel zu wenig für Taiwan, ich hab es ja nicht mal an die Westküste geschafft. Aber dieses Land und auch Taipeh hat mich sehr fasziniert, die Landschaft, die Architektur, die Struktur, das Essen und nicht zuletzt die Taiwanesen. Dieses Land werde ich definitiv irgendwann noch einmal besuchen.
Aber am
Samstag, den 16.02. ging es nun nach 8 Wochen alleine reisen erstmal nach Singapur, wo ich am Flughafen
endlich Christoph wieder treffen konnte. 😍
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Am Tamsui-Fluss in Taipeh mit den Bergen im Hintergrund |
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Auf Stadtrundgang durch Taipeh |
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vorbei am Regierungsgebäude |
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und dem wohl einzigen Tempel, unter dem es eine Durchfahrt gibt |
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Taipehs größter Shoppingkomplex (ich war aber nicht zum shoppen hier :)) |
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dampfende Vulkanüberreste, die bestialisch nach Schwefel gestunken haben |
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auf dem Weg zum höchsten Berg Taipehs (1.100m) |
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Blick vom auf Taipeh |
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Blick vom Elephant Mountain |
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Im Taroko Nationalpark |
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Bei Dulan Forest: Der Felsen, der wie ein Frosch aussieht :) |
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Sonnenaufgang an der Pazifikküste |
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Reisfelder in Dulan |
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Der schwarze Sandstrand in Dulan |
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Der 2h Gebets-Tempel :) |
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Meine Mitfahrgelegenheit bis nach Taipeh (At San und Wei Han) |
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Wei Han und ich als wir unterwegs den Mann wieder getroffen haben, der mich quasi an die beiden übermittelt hat |
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Dieser Tempel sah ein wenig wie ein Puppenhaus aus |
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Es ist übrigens das Jahr des Schweins nach dem chinesischen Kalender |
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In Daan-Park in Taipeh |
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Der Taipeh 101 von unten |
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Sicht von der Aussichtsplatform auf 380m |
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Der Schwinungstilger |
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und nochmal von unten :) |
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