Samstag, 16. Februar 2019

Ein unbekanntes Reiseland - Taiwan


Warum eigentlich Taiwan?, fragten mich viele. Tja, eigentlich wusste ich auch nichts weiter über Taiwan. Aber ich wollte auf die Philippinen und immer wenn ich auf die Karte schaute, sah ich diese Insel, die von den Philippinen nicht weit weg war. Ich kannte niemanden, der bereits dort war und so war ich einfach neugierig und interessiert in ein Land zu reisen, über das ich noch nichts so richtig gehört habe. Dass ich dann wirklich nach Taiwan fliegen will, hatte ich mir eigentlich schon recht zeitig überlegt, da ich den Flug dann aber doch so kurzfristig gebucht habe, bin ich recht unvorbereitet eingereist. Aber immerhin wusste ich, dass ich kein Visum brauche. :) Am Flughafen auf Borneo war ich schon total vorfreudig wieder ein neues Land zu sehen. Und ich hatte seit langem mal wieder einen Fensterplatz ergattert. Beim Flug über Taiwan war ich von der unendlich weiten Berglandschaft total begeistert. Nach dem Mount Kinabalu wollte ich mir eigentlich etwas Ruhe gönnen, aber ich glaube, das Wandern in Taiwan kann man sich nicht entgehen lassen. Taiwan ist eine Wander- und Fahrradnation. Das ist die perfekte Kombination. Taiwan gefiel mir schon, bevor ich überhaupt angekommen war. Als ich dann ankam, stellte ich fest, dass das Wetter hier gar nicht mal so gut war. Aber war eigentlich klar, es ist Winter und Taiwan liegt im Vergleich zu den anderen Ländern, in denen ich bisher war sehr weit nördlich. Und in die Stadt Taipeh habe ich mich auch direkt verliebt. Ich kann gar nicht so genau sagen, was mir so sehr daran gefallen hat, aber ich fühlte mich dort einfach wohl, vielleicht auch weil es mal wieder Rechtsverkehr war und ganz viele deutsche Autos unterwegs waren, vor allem BMW und Mercedes. Die Stadt war unglaublich modern, hat tolle Parks, viele Fahrradwege, eine tolle Skyline, ist sauber, entwickelt und umgeben von einer endlosen Berglandschaft. Die Hostels sind hier 2-4 mal teurer als in den bisherigen Südostasiatischen Ländern, aber dafür hochmodern. In Taiwan gab es sehr leckeres Essen und es gab auch endlich mal etwas anderes als immer nur schwarzen Tee von Lipton. Ganz besonders gern trinken die Taiwanesen den Bubble Tea. Ich bin mir immer noch nicht ganz sicher, was ich davon halten soll, aber ich hab ihn eigentlich auch ganz gern getrunken. Die Leute hier haben einen sehr guten Klamottengeschmack, für Shopping hatte ich aber weder Geld eingeplant, noch hatte ich genug Platz im Rucksack.  Obwohl die Taiwanesen im Grunde Chinesen sind, mit denen ich ja eher so meine Probleme habe 😊, kam ich mit den Taiwanesen hervorragend zurecht. In Taiwan wird man auch kaum angesprochen oder angestarrt von Einheimischen wie ich das bisher oft erlebt habe, obwohl es hier in Taiwan wirklich nur sehr wenig westliche Touristen gibt, es gibt vor allem chinesische Touristen, die mich meistens schon wieder unglaublich genervt haben 😊. Das Land hat eine hervorragende Infrastruktur und generell wirkt auch alles sehr strukturiert und gut durchdacht. Das gefällt mir 😊. Es ist auch möglich, die gesamte Insel in 2 Wochen mit dem Fahrrad abzufahren. Das schaffe ich jetzt zwar nicht, aber das möchte ich unbedingt irgendwann machen. Ich konnte generell auch leider gar nicht so aktiv sein, wie ich wollte, da ich von der Mount Kinabalu Tour doch noch eine Erkältung mitgeschleppt hatte. Um im Bett zu liegen, war mir die Zeit aber zu schade, ich hatte ja auch nur 8 Tage in Taiwan und so schlecht ging es mir auch nicht. Ich nahm am zweiten Tag an 3 verschiedenen Free Walking Tours statt. 10, 15 und 19 Uhr. Das war sportlich, aber ich wollte das gerne alles an einem Tag schaffen. Die Touren waren sehr interessant und wir haben viel in Taipeh gesehen und viele Infos über Taiwan bekommen. Es waren auch einige Leute dabei, die in Taipeh wohnen und so war das eine hervorragende Möglichkeit mit den Einheimischen ins Gespräch zu kommen. Am nächsten Tag fuhr ich in einen Nationalpark um über den höchsten Berg Taipehs zu wandern (1100m). Das war mit der Erkältung evtl. auch nicht besonders klug, aber ich hatte Lust auf wandern :D. Auf dem Weg nach oben war es noch sehr bewölkt, aber es klarte später etwas auf und man hatte eine richtig gute Sicht auf die Stadt und die umliegenden Berge. Abends bin ich noch auf den Elephant Mountain gestiegen. Ein Hügel am Ostrand der Stand, von dem man eine unschlagbar grandiose Sicht über die Skyline hat. Ich bin für den Sonnenuntergang dahingegangen, der aufgrund der Wolken gar nicht so gut war, dafür war die Nacht Skyline der Hammer.
Am nächsten Tag bin ich mit dem Zug nach Hualien gefahren, eine Stadt, die an der Ostküste etwa in der Mitte der Insel liegt. Hier wollte ich vor allem den Taroko Nationalpark besuchen. Durch den Nationalpark zieht sich eine gigantische faszinierende Schlucht und es gibt verschiedene Trails, die man entlangwandern kann. Ich lernte eine Mädel kennen mit der ich 2 Tage hier und dann noch 1 Tag im Ort Dahlan Forest unterwegs war. Dieser Ort liegt ebenfalls an der Ostküste noch etwas südlicher von Hualien. Hier liehen wir uns Fahrräder aus und fuhren verschiedene Punkte der Küste ab. Das Wetter war nicht ganz auf unserer Seite, aber es machte dennoch viel Spaß und die Küste war auch ohne Sonnenschein sehr sehenswert. Das Wetter hatte zumindest im Moment die Eigenschaft vormittags sonnig und ruhig zu sein und ab nachmittags eher bewölkt, stürmisch und regnerisch. Also entschied ich nicht noch eine Nacht zu bleiben um Freitag früh zurück nach Taipeh zu fahren, sondern Donnerstag Nachmittag schon zurückzufahren. Und ich wollte mal etwas Neues ausprobieren. Alle, die mir vorher auf meiner Reise etwas über Taiwan erzählen konnten, sagten, dass man in Taiwan super trampen konnte. Ich lernte einige kennen, die durch komplette Länder, wie Malaysia oder Indien getrampt sind, und so wollte ich das einfach mal ausprobieren. Am Donnerstag schaute ich mir morgens den Sonnenaufgang an der Küste an, besuchte den schwarzen Strand, der hier vor allem zum Surfen geeignet ist und packte danach zusammen. Um die Chancen auf ein Auto zu erhöhen, schrieb ich auf mein Schild nicht Taipeh, sondern Hualien, damit ich zumindest erstmal ein Stück Richtung Norden komme. Als ich da so an der Straße stand, war ich schon ziemlich aufgeregt, ob das alles überhaupt funktioniert. Es dauerte ein paar Minuten bis ein Auto anhielt, der kam allerdings aus der falschen Richtung und drehte extra um anzuhalten, konnte kein Wort Englisch und sah alles andere als vertrauenserweckend aus. Bei dem stieg ich definitiv nicht ein. Ein paar Minuten später hielt ein Pärchen an. Sie wollten nach Hualien, aber mit Stopp in irgendeinem Ort zum Angeln für 2h. Das wäre sicher auch interessant gewesen, aber ich wollte doch lieber so früh wie möglich in Hualien ankommen. Wieder ein paar Minuten später hielt dann eine Frau an, die ein schickes Auto hatte und super englisch konnte. Sie fuhr zwar nur in Richtung Hualien, aber zumindest 40km konnte sie mich mitnehmen. Das lief doch schon mal hervorragend, außerdem schätze sie mich auf 20 :D. Sie setzte mich an einer Straße ab, auf der es auch nur in Richtung Hualien ging. Es dauerte auch wieder nur ein paar Minuten bis wieder jemand anhielt, der mich mitnehmen konnte. Das war zwar auch wieder nur für 40km, aber er setzte mich dann an einem Supermarkt ab, wo viele Leute, die nach Hualien fahren, anhalten um Pause zu machen. Ich ging auf einen Mann am Straßenrand zu, der etwas wie ein Mönch aussah und zeigte ihm mein Schild. Er überlegte kurz und sagte dann: „Hualien? No, but Okay?“. Hmmm, fährt er jetzt dahin oder würde er das nur meinetwegen machen. Vor ihm stand ein Auto mit viel Gepäck, in das gerade ein Paar einstieg und ich sagte zu dem Mann, dass die so aussehen als fuhren sie nach Hualien. Der Mann sprach auf chinesisch dann das Pärchen an und erklärte ihnen, dass ich nach Hualien will und ob sie mich mitnehmen könnten und schon saß ich bei den beiden im Auto. Das war eine sehr lustige Fahrt. Die konnten kein Wort englisch und so haben wir über die Google Translater App kommuniziert: Ich habe von Deutsch ins Chinesische übersetzt und die beiden von Chinesisch ins Englische. Die Übersetzung war natürlich nicht immer richtig, sodass die Sätze nicht immer Sinn ergaben, aber wir konnten uns dennoch halbwegs verständigen und es stellte sich heraus, dass die beiden heute sogar noch nach Taipeh fahren. Das war klasse. Da musste ich nicht nochmal nach anderen Autos suchen. Die Fahrt dauerte allerdings auch etwas länger. Zuerst hielten wir immer mal an um Fotos zu machen, später in Hualien ist die Frau erstmal knappe 2 Stunden beten gegangen in 2 verschiedenen Tempeln, danach hat sie mich mit gesegneten Süßigkeiten überhäuft 😊, dann waren wir noch Abendessen, wo die beiden mich auch eingeladen haben und danach hat die Frau dann noch Lotto gespielt 😊. Und insgesamt waren sie vorsichtige Fahrer, sodass wir nicht besonders schnell gefahren sind. Aber ich durfte es mir im Auto gemütlich machen und konnte hinten sogar schlafen, aber erst nachdem mir noch Weintrauben und Knabberzeug gegeben wurde 😊. Ich hatte auch noch leicht erkältet und musste nach dem scharfen Abendessen dann immer mal Husten, da haben sie mir gleich noch chinesische Hustenbonbons gegeben. Die waren echt auf alles vorbereitet. Gegen 23 Uhr sind wir in Taipeh an meinem Hostel angekommen (sie haben aus Sicherheitsgründen darauf bestanden, mich direkt dorthin zu bringen und nicht an einer Haltestelle abzusetzen). Die beiden wollte nicht mal Geld fürs Essen haben, sondern haben mich nur mit noch mehr Snacks überhäuft und gesagt, ich soll sie einfach beim nächsten Mal in ihrem Teeshop besuchen. Das war also insgesamt ein sehr erfolgreiches Tramp-Erlebnis. 
Den letzten Tag verbrachte ich dann einfach nur gemütlich im Park und besuchte zum Sonnenuntergang noch Taiwans höchsten Turm, den Taipeh 101. Mit 508m war er von 2004 bis 2007 das höchste Gebäude der Welt. Heute ist er nur noch das 10. höchste Gebäude. Mit 36 km/h hatte der Turm bis 2013 die schnellsten Aufzüge der Welt, heute aber nur noch die zweitschnellsten. Dafür gibt es in dem Turm aber den größten Schwingungstilger (mit 5,5m Durchmesser und 660t), der für die Dämpfung von Gebäudeschwingungen, etwa bei Erdbeben oder Taifunen, sorgt.
Insgesamt waren 8 Tage viel zu wenig für Taiwan, ich hab es ja nicht mal an die Westküste geschafft. Aber dieses Land und auch Taipeh hat mich sehr fasziniert, die Landschaft, die Architektur, die Struktur, das Essen und nicht zuletzt die Taiwanesen. Dieses Land werde ich definitiv irgendwann noch einmal besuchen.
Aber am Samstag, den 16.02. ging es nun nach 8 Wochen alleine reisen erstmal nach Singapur, wo ich am Flughafen endlich Christoph wieder treffen konnte. 😍


Am Tamsui-Fluss in Taipeh mit den Bergen im Hintergrund
Auf Stadtrundgang durch Taipeh
vorbei am Regierungsgebäude
und dem wohl einzigen Tempel, unter dem es eine Durchfahrt gibt
Taipehs größter Shoppingkomplex (ich war aber nicht zum shoppen hier :))
dampfende Vulkanüberreste, die bestialisch nach Schwefel gestunken haben


auf dem Weg zum höchsten Berg Taipehs (1.100m)
Blick vom auf Taipeh
Blick vom Elephant Mountain
Im Taroko Nationalpark




Bei Dulan Forest: Der Felsen, der wie ein Frosch aussieht :)


Sonnenaufgang an der Pazifikküste
Reisfelder in Dulan

Der schwarze Sandstrand in Dulan

Der 2h Gebets-Tempel :)

Meine Mitfahrgelegenheit bis nach Taipeh (At San und Wei Han)
Wei Han und ich als wir unterwegs den Mann wieder getroffen haben, der mich quasi an die beiden übermittelt hat
Dieser Tempel sah ein wenig wie ein Puppenhaus aus

Es ist übrigens das Jahr des Schweins nach dem chinesischen Kalender

In Daan-Park in Taipeh
Der Taipeh 101 von unten

Sicht von der Aussichtsplatform auf 380m

Der Schwinungstilger
und nochmal von unten :)

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